Moin, Moin Ostfriesland

Rosemarie • Aug. 08, 2020
Reise nach Ostfriesland

Eigentlich sollte uns die Reise im Juli mit Trendreisen24 nach Italien führen, aber statt dessen fuhren 13 Mainzer- und 2 Frankfurter Mitglieder nach Norden, nach Logabirum, einem Stadtteil von Leer.
Hauptsache, wieder etwas gemeinsam unternehmen nach dieser langen Zeit der Abstinenz. Da war es uns auch egal, dass wir Masken im Bus, im Hotel, auf dem Schiff oder sonst wo tragen mussten, dass alles ein bisschen anders war als in normalen Zeiten – die Vorfreude war einfach zu groß.

Endlich dürfen wir wieder reisen - Ostfriesland, wir kommen !

Unser großer Reisebus mit dem sympathischen Fahrer Heiko Schwarz aus Bischofsheim/Rhön holt die zwei Frankfurter pünktlich um 6 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof ab. Nachdem auch die restlichen Mitfahrer am Mühldreieck und am Mainzer Bahnhof eingestiegen sind, werden die Sitzplätze festgelegt, um die Abstandsregeln einzuhalten. Unterwegs werden Pausen eingelegt und nach sieben Stunden sind wir am Ziel, dem Hotel Waldkur, wo uns Alberto schon erwartet. Die Zimmer auf den zwei Etagen sind schnell bezogen; wir haben das Hotel fast für uns alleine – zumindest den Speisesaal.
Kurz nach 15 Uhr starten wir mit der Reiseleiterin Adele nach Leer. Während wir die Stadt mit dem Bus kennenlernen, erzählt uns Adele Interessantes über Ostfriesland, die Inseln und von den Besonderheiten, die es in der Gegend gibt. Davon werden wir in den nächsten beiden Tag noch mehr erfahren.
Leer ist eine selbständige Gemeinde mit ca. 34.000 Einwohner. Nach Emden und Aurich ist sie die drittgrößte Stadt in Ostfriesland. Leer bezeichnet sich als Tor Ostfrieslands. Die Stadt liegt an der Mündung der Leda in die Ems und ist durch seinen Seehafen seit Jahrhunderten vom Handel und der Seefahrt geprägt.
Unser Bus fährt uns bis zum Museumshafen.
Adele erklärt uns, dass am Ufer vor der Waage in früheren Zeiten die Segelschiffe aus den Fehngebieten anlegten. Das Wort Fehn stammt aus dem Niederländischen (Veen) und bedeutet Moor.
Was es damit auf sich hat, bekommen wir noch genauer am nächsten Tag erklärt.
Die Schiffe, die am Ufer festgemacht haben, sind noch fahrtüchtig und werden vom Verein „Schipper-Klottje“ betreut und instand gehalten.

Vom Museumshafen ist es nicht weit zum Rathaus und der Waage, den beiden Wahrzeichen der Altstadt mit seinen historischen Bürgerhäusern, kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés.
Die Waage wurde 1714 im norddeutschen Barock erbaut. In unmittelbarer Nähe befindet sich das 1894 erbaute Rathaus im deutsch-niederländischen Renaissancestil.
Zwischen den kleinen hübschen Backsteinhäusern fällt ein besonders schönes Haus ins Auge, auf dem „Weinhandlung Wolff“ zu lesen ist. Das 1570 erbaute und 1653 erweiterte Haus hat eine wechselvolle Geschichte. In der Tat beherbergt es noch heute im Erdgeschoß eine Weinhandlung und vertreibt Weine aus dem Rheingau.
Wir gönnen uns in einem der kleinen Cafés eine Pause und werden um 17.15 Uhr am Bahnhof von unserem Busfahrer Heiko wieder abgeholt.
Bis zum Abendessen haben wir noch Zeit, die Koffer auszupacken, ehe wir uns im Speisesaal des Hotels treffen, wo wir die Hygieneregeln befolgen und an getrennten Tischen Platz nehmen müssen. Der Koch hat für uns gegrillt, dazu erwartet uns typisch norddeutscher, d.h. mit viel Mayonnaise zubereiteter, Kartoffelsalat. Es gibt noch einen Dip mit Weißbrot, einen Salatteller und Obst, so dass niemand hungrig vom Tisch aufstehen muß.
Nach dem Essen treffen wir uns im schönen kleinen Biergarten vor dem Hotel. Mit Jacke lässt es sich dort gut sitzen, und müde vom langen Tag und dem einen oder anderen Bier und Wein fallen wir lange vor Mitternacht in unsere Betten.

Am zweiten und dritten Tag begleitet uns Agnes Rewerts als Reiseleiterin. Sie passt, wie auch Adele am Vortag, im Alter zu uns, macht seit über 30 Jahren diesen Job und war früher Lehrerin. Von ihr erfahren wir viel Interessantes über Land und Leute.
Um 9 Uhr starten wir zu einer großen Rundfahrt auf der Störtebeker-Route durch das von Kanälen durchzogene Moormerland. Unterwegs fahren wir durch viele kleine Orte, die mit „um“ enden. Agnes erklärt uns, dass diese Ortsnamen germanischen Ursprungs sind, genau wie „hem, hum, heim“, und „um“ in Friesland und am Niederrhein gebräuchlich ist.
Backsteinhäuser gibt es erst seit dem 12. und 13. Jh., als die Zisterzienser Backsteine brannten. Vorher gab es in Norddeutschland Lehmhütten, weil wenig Wald vorhanden war und die Hütten deshalb nicht aus Holz gebaut werden konnten.
Am Emssperrwerk halten wir zu einem Fotostop.
Die Ems ist über 300 km lang, entspringt im Teutoburger Wald nahe Bielefeld und fließt bei Emden in die Nordsee. Ab dem Dollart bildet die Ems die Grenze zur niederländischen Provinz Groningen.
Das Emssperrwerk wurde von 1998 – 2002 errichtet und besitzt 7 Tore. Es wurde nicht nur gegen Sturmfluten gebaut, sondern vor allem für Überführungen großer Schiffe zwischen der Meyer-Werft in Papenburg und der Nordsee. Das Wasser der Ems kann bis zu 8,50 m für 11 Stunden angestaut werden.

Auf der Weiterfahrt nach Emden erzählt uns Agnes von den Unterschieden zwischen den beiden evangelischen Konfessionen – Lutheraner und Reformierte.
Während der Reformationszeit konnte sich keine einheitliche Konfession durchsetzen. So zerfiel das Land in einen evangelisch-reformierten Teil im Westen und einen evangelisch-lutherischen Teil im Osten.
Nur knapp 7 % der Ostfriesen sind katholisch und leben überwiegend im Gebiet von Papenburg.
Nicht nur zwischen den Konfessionen herrscht eine gewisse Rivalität, sondern auch zwischen Bewohnern vom Emsland und Ostfriesland – aber das gibt es überall.

Emden liegt an der Mündung der Ems in die Nordsee. Mit rund 50.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt Ostfrieslands, aber gleichzeitig auch die kleinste kreisfreie Stadt in Niedersachsen. Ihre Blütezeit hatte die Stadt im 16. Jh. zur Zeit der Reformation.
Auf der Fahrt durch die Stadt weist uns Agnes auf die vielen Bunker hin, die heute noch gut erhalten sind. Es gibt noch 31 Luftschutzbunker, die teilweise noch genutzt werden, z.B. für Bands als Proberaum. Am 6.9.44 wurde Emden total zerstört, nur eine einzige Fassade blieb stehen. Von daher bietet Emden auch keine schöne Altstadt.
Bekanntester Sohn der Stadt Emden ist Otto Waalkes. Er bekam sogar ein Museum, das „Otto-Huus“, das sich gegenüber dem Ostfriesischen Landesmuseum befindet. Dieses wurde dem alten Rathaus nachgebaut.
Hier hält der Bus zu einem kurzen Fotostop. Die Ampel mit dem Otto-Männchen muß natürlich auch fotografiert werden. Außer Otto sind Karl Dall und Henri Nannen in Emden geboren.
Auf dem Weg zum Außenhafen kommen wir am Volkswagenwerk vorbei, das seit 1964 in Emden ansässig ist. Ein weiterer großer Industriebetrieb ist die Werft Nordseewerke. Am Außenhafen legen die Schiffe nach Borkum ab. Wir machen hier eine kurze Pause, ehe wir zum südwestlichsten Zipfel Ostfrieslands weiterfahren. Gegenüber grüßt uns der östlichste Zipfel der Niederlande, Eemshaven.

Am Siel- und Schöpfwerk Knock wendet der Bus. Das Schöpfwerk dient dazu, die Wasserstände konstant zu halten, da das Land 2,40 m unter dem Meeresspiegel liegt.

Aber was treibt der „Alte Fritz“ und der Große Kurfürst von Brandenburg an dieser einsamen Stelle? Ich habe die Lösung im Internet gefunden.
Bei „Ostfrieslandreloaded.com“ las ich, dass die beiden großen Figuren am Alten Rathaus am Delft in Emden standen. Bis zum Bombenhagel 1945. Beide Figuren blieben unzerstört und ragten aus den Trümmern hervor. Sie wurden abgebaut und auf dem Bauhof gelagert. 1966 schenkte die Stadt die beiden Denkmäler dem ersten Entwässerungsverband für sein im Bau befindliches Siel- und Schöpfwerk an der Knock.

Auf der Weiterfahrt fallen uns die Rohre links und rechts der Straße auf. Agnes erklärt, dass es sog. Schlickrohre sind, die die Schwemmstoffe, die aus der Fahrrinne gebaggert werden, auf die Felder "transportieren". Die Bauern stellen gegen gutes Geld ihre Felder zum Ablagern des Schlicks zur Verfügung.

Bei der Gelegenheit klärt sie uns über die verschiedenen Böden auf, über Kleiböden, die aus Schlick bestehen, den Marschboden, der schwer zu beackern aber fruchtbar ist, und die Geest, die aus Sandboden besteht. Agnes ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, deshalb versteht sie viel von Böden und Ackerbau.
Wir erfahren, dass Aurich 8 m über NN auf einem Geestrücken liegt und auch die kleinen Orte zumeist auf sog. Warften liegen. Eine Warft ist ein aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient. Sie sind meistens rund und auf ihnen befinden sich Einzelgehöfte oder auch Dorfsiedlungen
Ein solches Rundwarftendorf ist Rysum mit seinen kleinen Gassen. Der Ort liegt sechs Meter über dem Meeresspiegel und hat einen Durchmesser von knapp 400 Metern. Dieser „Hügel“ diente lange vor dem Deichbau als einzig wirksamer Hochwasserschutz. In der Rysumer Kirche, die an der höchsten Stelle der Warft gebaut wurde, befindet sich die älteste noch bespielbare Orgel Nordeuropas aus der Zeit um 1457.
Spannend sind auch die Geschichten aus der Zeit des Seeräubers Klaus Störtebeker. Er lebte Ende des 14. Jh., und um sein Leben ranken sich zahlreiche Legenden, die Du bei Wikipedia oder hier nachlesen kannst.
Am nächsten Tag fahren wir durch Marienhafe wo Störtebeker Unterschlupf gefunden haben soll. Dafür revanchierte er sich beim Kampf der Häuptlinge um die Vorherrschaft in Ostfriesland. Die Häuptlinge (Haupt der Familie) waren quasi die Vorgänger der Bürgermeister. Es waren meist reiche Bauern, die Steinhäuser hatten und diese später zu Burgen ausbauten. Sie hatten eine enorme Macht und es wird gesagt, dass sie sich die Beute mit den Seeräubern teilten. Alle 3 Jahre finden in Marienhafe die Störtebeker-Spiele statt.
Mehr zu den Häuptlingen findest Du bei Wikipedia
Gegen 11.30 Uhr sind wir in Greetsiel.
Der malerische Ort ist bekannt für seine Fischerboote, Nordseekrabben und malerischen Giebelhäuser. Der Hafen ist mehr als 600 Jahre alt und Liegeplatz von ca. 25 Krabbenkuttern. Seit 1991 trennt die Schleuse Leysiel den Hafen von der offenen See.
Die beiden Windmühlen sind die Wahrzeichen von Greetsiel. Eine der Mühlen stammt aus dem Jahr 1856, die andere wurde 1921 erbaut.
Wir schlendern durch die kleinen Gassen, vorbei an den alten Backsteinhäusern, kleinen Läden, Cafés und Restaurants.
Für das Mittagessen hat uns unsere Reiseleiterin Plätze im Rest. Seestern reserviert. Entspannt sitzen wir in der Sonne und genießen die ostfriesischen Spezialitäten.

Danach haben wir noch bis 14.15 Uhr Freizeit, ehe wir zu unserem nächsten Ziel, Neuharlingersiel weiterfahren.

Auf der Weiterfahrt nach Neuharlingersiel fahren wir durch die Stadt Norden. Bis 1992 war die Firma Doornkaat in Norden ansässig, ein bekannter 38%iger Korn in der grünen Vierkantflasche.
Das Nordseeheilbad Neuharlingersiel liegt direkt am Meer hinter dem Nordsee-Deich, der den Ort und das Hinterland seit 1875 vor der Nordsee schützt. Der Fischereihafen wurde vor etwa 300 Jahren das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Häuser rahmen das Hafenbecken ein.
Wir haben Zeit für eine Tee- und Kaffeepause und einen kleinen Bummel am Strand und fahren gegen 17.15 Uhr wieder über Carolinensiel und Wittmund zurück.
Agnes macht uns auf die Erdwälle, die sog. Wallhecken aufmerksam, die die Felder begrenzen. Sie entstanden unter Friedrich d. Großen. Unser Weg führt uns über die Niedersächsische Mühlenstraße. Wie der Name schon sagt, sehen wir unterwegs zahlreiche alte Mühlen.
Zum Abendessen erwartet uns ein Salatteller, Kasseler und Bauchfleisch mit Bohnen, kleinen Kartöffelchen und eine Quarkspeise zum Nachtisch. Nach dem Essen versammeln wir uns wieder im Biergarten.
Am dritten Tag müssen wir früher aufstehen, denn um 8 Uhr fahren wir bereits nach Norddeich, wo wir pünktlich an der Fähre nach Norderney sein müssen. Wir haben jedoch noch so viel Zeit, dass wir dem Störtebeker-Dorf Marienhafe einen kurzen Besuch abstatten, wo Agnes jedes Haus kennt, hat doch ihre Mutter nach dem Verkauf des Bauernhofs dort gewohnt.

Agnes erinnert uns auch noch einmal an die Eselsbrücke für die 7 ostfriesisischen Inseln:
"Welcher Seemann liegt bei Nanni im Bett“ !
Wangerooge (Welcher)
Spiekeroog (Seemann)
Langeoog (liegt)
Baltrum (bei)
Norderney (Nanni)
Juist (im)
Borkum (Bett)

In Norddeich sind wir so früh an der Fähre, dass wir statt um 11 Uhr, bereits um 10.40 Uhr fahren können.
Auf dem Oberdeck findet auch jeder noch einen Platz. Maskenpflicht ist angesagt, denn die Abstandspflicht kann nicht eingehalten werden. Das Meer ist aalglatt, und da um 10 Uhr der höchste Wasserstand erreicht ist, dauert die Überfahrt auch lediglich 45 Minuten.
Norderney ist die zweitgrößte der ostfriesischen Inseln. Sie ist Deutschlands ältestes, 1797 gegründetes, Nordseebad mit sehenswerten historischen Gebäuden aus der Gründerzeit.
14 Kilometer feinste Sandstrände laden zu Strandspaziergängen ein. Auf ca. 80 km ausgebauten Rad- und Wanderwegen kann man quer über die Insel, durch die Dünen und entlang des Watts laufen.
Am Hafen wartet bereits die Bömmelbahn auf uns, die uns in den Inselosten bringt. Unterwegs erzählt die Fahrerin Claudia viel Interessantes über die Insel.
Der Tidenhub beträgt 2,30 m – am heutigen Tag war um 10.20 Uhr Hochwasser und um 16.40 Uhr Niedrigwasser.
Im Yachthafen gibt es 350 – 400 Liegeplätze.
Der Strandhafer, der bis zu 10 m lange Wurzeln hat und die Dünen befestigt, wird auf der Insel angebaut und auf die Dünen verpflanzt.
Der Leuchtturm in der Mitte der Insel hat 253 Stufen.
An der Oase haben wir 45 Minuten Pause, Zeit genug, um durch die Dünen zum Strand zu gelangen.
Am Kurhaus steigen wir aus und haben Freizeit bis 15.15 Uhr.
Einige gehen noch einmal zum Strand, andere bummeln durch die Einkaufsstraßen. Norderney ist an diesem Tag auch nicht allzu sehr mit Touristen überlaufen.

Kurz nach 15 Uhr sind wir alle wieder bei der Bömmelbahn, die uns zurück zum Hafen bringt. Um 16 Uhr legt unsere Fähre ab; die Rückfahrt dauert etwas länger.
Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen Abstecher nach Suurhusen.
Der Ort wurde bekannt durch den Schiefen Turm von Suurhusen an der Suurhuser Kirche. Die Kirche wurde Mitte des 13. Jh. auf einer Warft erbaut. Als um 1450 an das spätromanische Langhaus der Turm auf der kleinen Warft angebaut wurde, musste aus Platzgründen das Kirchenschiff westlich um ein Viertel verkürzt werden. Da der Boden an der Westseite des Turms nicht verdichtet war, geriet der Turm später in Schieflage. Zudem verrotteten die als Fundamente dienenden Eichenbohlen im Zuge einer Grundwassersenkung.

Im Guinness-Buch der Rekorde hat der Turm der Suurhuser Kirche den Schiefen Turm von Pisa (dessen Neigung nach baulichen Maßnahmen bei 3,97 Grad liegt) als schiefster Turm der Welt abgelöst, denn bei einer Höhe von 27,37 Metern weist der Turm am Dachfirst einen Überhang von 2,47 Metern auf, was einer Neigung von 5,19 Grad entspricht. (Quelle: Wikipedia)
Nach dem Abendessen schmeckt das Bier wieder bei munteren Gesprächen im Biergarten.
Am nächsten Morgen heißt es Abschiednehmen von Ostfriesland.
Aber Alberto hat noch eine Überraschung für uns parat, die unser Busfahrer auch nach einigen Versuchen und Umwegen findet.
Wir sind in Amerika gelandet. Das muß auf einem Foto festgehalten werden. Doch damit nicht genug. Jetzt fahren wir auch noch nach Russland und jeder bekommt von Alberto eine Urkunde.
Wir verabschieden uns mit einem fröhlichen Moin, Moin von ihm und fahren durch das Münsterland, Ruhrgebiet, Siegerland, Westerwald über Frankfurt zurück nach Mainz.

Fazit:
Ich habe einiges gelernt. So z.B., ob man Moin oder Moin, Moin sagt.
Der Gruß ist nicht nur am Morgen üblich, sondern über den ganzen Tag, zum Abschied oder auch, um einen Gruß zu erwidern. Das Wort „Moin“ kommt auch noch vom Wort „Morgen“. Es ist sozusagen ein Synonym für „schön, angenehm“.
Warum sagen aber nun die einen Moin, und andere Moin, Moin. Auch das hat uns Agnes erklärt. Der Doppelgruß gilt unter Ostfriesen – und auch unter Hamburger – als „Geschwätzigkeit“. Deshalb sagen die Ostfriesen nur einmal „Moin“.
Andere sagen aber auch, dass Moin eine einfache Grußform ist, die man in Geschäften nutzt; Moin, Moin ist herzlicher und benutzt man bei guten Freunden.
Aber eigentlich ist es egal, ob Moin oder Moin Moin, beides signalisiert dem Norddeutschen einen lieben Gruß.
Zum anderen war mir – und sicher vielen anderen auch – unbekannt, dass es in Ostfriesland Häuptlinge gab. Bislang war mir der Begriff nur aus dem Wilden Westen von den Indianern bekannt. Die Geschichte der Häuptlinge, die ich im Internet nachgelesen habe, fand ich wahnsinnig interessant.
Ostfriesland ist jedenfalls immer eine Reise wert, wie schön, daß wir einen Teil davon kennenlernen durften.
Deshalb geht mein besonderer Dank an Alberto. Ebenfalls ein Dankeschön an Heiko, unseren Busfahrer und an alle, die mitgefahren sind. Es war eine Reise, die mir lange in Erinnerung bleiben wird – eine Reise, bei der wir trotz kleiner Einschränkungen viel gesehen und erlebt, und viel gelacht haben.

von Rosemarie & Renate 18 Mai, 2022
Aachen, Brügge, Antwerpen, Gent, Brüssel, Gruppenreise
von Rosemarie 23 März, 2022
Endlich konnte die schon zweimal verschobene Reise zur Kamelienblüte stattfinden. 2020 und 2021 durften wir wegen der Pandemie im Frühling nicht reisen; jetzt ist es trotz hoher Inzidenzen wieder möglich. Alle Mitfahrenden sind dreimal geimpft, das Risiko einer schweren Erkrankung nur noch gering. Und so fahren 23 Mitglieder der Regionalgruppen Mainz und Frankfurt-City vom 10.- 13. März 2022 mit Trendreisen24 ins schöne Sachsenland. 1. Tag - 10. März 2022 In aller Herrgottsfrühe starten wir in Mainz. Unser bewährter Busfahrer Heiko holt die ersten von uns auf die Minute pünktlich am Mühldreieck ab. Nachdem wir am Mainzer und Wiesbadener Bahnhof weitere Mitglieder abgeholt haben, sind wir pünktlich in Frankfurt, wo noch 10 Mitglieder der Regionalgruppe Frankfurt-City zusteigen. Zügig geht es über die Autobahn. Bei der ersten Pause um 8.15 Uhr genießen wir den von Heiko spendierten Kaffee zu Zitronen-Muffins und Brownies von Renate/Schmiermaxe und Elke/Sunny. Die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus. Viel zu lange haben wir uns nicht gesehen. So vergeht die Fahrt wie im Flug, zumal uns Elke/Sunny beim „Werbeblock“ Interessantes zu den Reisen von und mit Alberto erzählt. Um 11.20 Uhr steht die große Pause bei Gera an. Wir stehen in Grüppchen zusammen in der Sonne und haben uns viel zu erzählen. Als wir gegen 12.40 Uhr die Ländergrenze zu Sachsen passieren, trägt uns Renate/Schmiermaxe ein Gedicht in waschechtem Sächsisch vor und erklärt uns die Besonderheiten der sächsischen Sprache. Die Fahrt verläuft zügig; mir fällt auf, dass wir so gut wie keine anderen Reisebusse sehen. Bereits um 13.40 Uhr verlassen wir bei Dresden die Autobahn in Richtung Pirna. Hinter Pirna beginnt das Erzgebirge und je mehr wir uns Altenberg nähern, um so mehr Schnee sehen wir. Sogar die Schlepplifte an den schneebedeckten Hängen sind noch stellenweise in Betrieb. Um 14.30 Uhr sind wir am Ahorn-Waldhotel in Schellerhau, einem Ortsteil des Luftkurortes Altenberg. Wir waren bereits im Dezember 2018 hier gewesen bei unserer Adventsfahrt, die uns nach Dresden, Seiffen und Freiberg geführt hatte. Alberto Grilletta von Trendreisen24, der im Auto angereist war, begrüßt uns im Bus und wir erhalten die Umschläge mit den Zimmernachweisen und Schlüsselkarten. Während Alberto uns im Café des Hotels Erklärungen zum Reiseprogramm erteilt und Fragen beantwortet, werden unsere Koffer zur Rezeption gebracht, so dass wir anschließend zügig unsere Zimmer beziehen können und Freizeit bis zum Abendessen um 19 Uhr haben. Einige nutzen die Zeit zu einem ersten Spaziergang rund ums Hotel und Drink in der Bar. 2. Tag - 11. März 2022 Nach dem Frühstück verabschieden wir Alberto und lernen unseren Reiseleiter für die nächsten zwei Tage, Frank Vogel, kennen. Auf dem Weg ins Elbtal fahren wir durch das romantische Müglitztal mit der seit 1890 fahrenden Müglitztalbahn. Herr Vogel erzählt uns Interessantes über den Erz- und Zinnabbau, macht uns auf die Häuser mit den Holzschindeln aufmerksam und immer wieder berichtet er über das Hochwasser 2002, das auch in dieser Gegend und im Müglitztal schreckliche Schäden angerichtet hat. Sachsen hat daraufhin viel in den Hochwasserschutz investiert und wir staunen über die riesigen Hochwasserdämme und Rückhaltebecken. Wie schnell aus einem munter dahin plätschernden Bächlein ein reißender Strom werden kann, konnten wir damals alle im Fernsehen mitverfolgen und haben es erst im vergangenen Jahr durch die schlimmen Bilder im Ahrtal erlebt. Schließlich erreichen wir das Elbtal. Kurz vor Dresden-Pillnitz beginnt die ca. 60 km lange Sächsische Weinstraße, die rechts der Elbe von Pirna bis zum Elbweindorf Diesbar-Seußlitz, nordwestlich von Meißen führt. In dem kleinsten von 13 deutschen Weinregionen werden auf ca. 520 ha etwa 62 Sorten angebaut, darunter Müller-Thurgau, Riesling, Gewürztraminer, Weiß- und Grauburgunder und auf 19 % der Rebfläche Rotweine. Um 10 Uhr sind wir am Schloss Pillnitz, das aus drei Gebäude besteht. An der Elbe befindet sich das Wasserpalais, gegenüber am Hang das Bergpalais und an der Ostseite das neue Palais. Dazwischen liegt der barocke Lustgarten und der Schlosspark. 1335 wird Schloss Pillnitz zum ersten Mal erwähnt. Erbaut wurde es durch Kurfürst Friedrich August, besser bekannt unter dem Namen August der Starke. 1706 überließ er es seiner Mätresse Gräfin von Cosel, die von 1713 bis 1715 auch hier wohnte, bevor sie in Ungnade fiel und August der Starke wieder den Besitz übernahm. Wir spazieren durch den schönen barocken Garten. Unser Ziel ist die über 230 Jahre alte und etwa 8,90 m hohe Pillnitzer Kamelie. Sie kam in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts an den Dresdner Hof. 1801 wurde sie an dem Platz ausgepflanzt, an dem sie heute noch steht. Anfangs wurde sie im Winter mit Stroh und Bastmatten abgedeckt, später stand sie im Winter geschützt in Holzhäusern. 1992 erhielt die Kamelie ein Schutzhaus, das in der warmen Jahreszeit zur Seite gefahren wird. Durch einen Klimacomputer wird Temperatur, Belüftung, Luftfeuchte und Beschattung geregelt. Das Haus ist 13,2 m hoch und wiegt 54 Tonnen. Von Mitte Oktober bis Mitte Mai verbringt die Kamelie bei einer Temperatur von 4 – 6° C hier die Wintermonate. In der warmen Jahreszeit wird das Haus neben die Kamelie gerollt, so dass die Pflanze frei im Park steht. Mittlerweile hat die Kamelie eine Höhe von 8,90 m, einen Durchmesser von 11 m und einen Umfang von über 33 m erreicht. Sie blüht von Februar bis April mit über 35.000 Blüten, die ungefüllt sind, kaminrot und nicht duften. In dem Glashaus kann man auf Treppen bis fast nach oben gehen und die Kamelie von allen Seiten bewundern. Die Kamelie gehört zur Familie der Teebaumgewächse. Aus der Pflanze kann Teeöl hergestellt werden, das beruhigend, entspannend und blutdrucksenkend sein soll. Aus den duftenden Sorten werden Parfüms und Cremes kreiert. Nach einem kurzen Besuch im Palmenhaus fahren wir um 11.30 Uhr weiter nach Pirna, das wir nach kurzer Zeit erreichen. Der Bus parkt am Elbufer und wir gelangen durch die Bahnunterführung direkt in die Altstadt. Pirna ist über 785 Jahre alt. Die historische Altstadt mit ihren schön verzierten Bürgerhäusern zeugt von der einst blühenden Handelsstadt. Pirna wurde im 2. Weltkrieg kaum zerstört. Deshalb sind viele Baudenkmäler erhalten geblieben; schöne Hausfassaden, Arkadenhöfe, Erker und Sitznischenportale aus Sandstein. Herr Vogel führt uns zum Marktplatz. Das Rathaus in der Mitte des Marktes stammt aus dem Jahr 1386. Durch zahlreiche Brände wurde das Haus im Stil der Renaissance barock umgebaut. Die Erweiterung erfolgte im Stil der Neorenaissance. Zusammen mit der Marienkirche aus der Mitte des 16. Jhs. und dem auf dem Berg gelegenen Schloss Sonnenstein bietet es den berühmten Canalettoblick. Der venezianische Vedutenmaler (ital. Veduta „Blick“, „Ansicht“) Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, wurde 1747 mit 25 Jahren von König August III nach Dresden gerufen, um dort zum Hofmaler ernannt zu werden. Von 1753 – 1755 fertigte er in Pirna elf Ansichten der Stadt. Das bekannteste Gemälde ist das Panoramabild „Der Marktplatz zu Pirna“ Eine Kopie des Bildes hängt im „Canalettohaus“ aus dem Jahr 1520 in dem die Touristinformation untergebracht ist. Das lasse ich mir nicht entgehen und fotografiere es dort. Bei dem kleinen Rundgang durch die Stadt kommen wir auch am Geburtshaus des Ablasshändlers Johannes Tetzel vorbei, dessen Name man mit Martin Luther in Verbindung bringt. Zurück am Marktplatz haben wir Zeit bis 14.15 Uhr um alleine durch die Stadt zu streifen oder für ein kurzes Mittagessen. Einige von uns entscheiden sich, am oberen Ende des Marktplatzes in das Peter-Ulrich-Haus einzukehren. Es beherbergt das Tom Pauls Theater und Ilses Kaffeestube. Auf der Visitenkarte steht geschrieben: „Ilse Bähnert bittet alle, die echten sächsischen Kaffee genießen wollen, zum „Dässl Heeßen“ – mit „Ilses Melange“, Eierschecke, Bäbenkuchen und dem obligatorischen Eierlikör.“ Das können wir uns nicht entgehen lassen. Wer keinen Kaffee und Eierschecke mag, wählt eine schmackhafte Sojanka; ich entscheide mich für die Fettbemme mit Spreewaldgurke und trinke dazu ein dunkles Ur-Krostitzer mit dem Schwedenkopf. Herr Vogel hatte uns im Bus davon berichtet. Das Markenzeichen der Biere aus Krostitz – der Schwedenkopf – geht auf eine Begebenheit während des verheerenden Dreißigjährigen Krieges aus dem Jahre 1631 zurück. Erzählt wird, dass der schwedische König Gustav II. Adolf in Richtung Leipzig unterwegs war. In Crostitz bekam der König vom Braumeister ein Bier, das ihm so gut schmeckte, dass er den Ort nicht zerstörte. Seitdem ist das königliche Konterfei das Markenzeichen des Krostitzer Bieres. Es hat jedenfalls auch mir als Nicht-Biertrinker hervorragend geschmeckt. Gut gestärkt fahren wir weiter zum Landschloss Zuschendorf, das auf eine im 11. Jahrhundert entstandene Burg bzw. ein sich daraus entwickelndes Rittergut zurückgeht. In den sanierten Anlagen und Gärten befindet sich heute eine bedeutende botanische Sammlung mit Hortensien, Bonsai, Efeu, Kamelien und einer Obstorangerie. Die Zuschendorfer Azalee ist heute neben der Sammlung im Rhododendron-Park Bremen die größte Sammlung in Europa. Sie steht zusammen mit der Zuschendorfer Kameliensammlung von rund 100 Sorten unter Denkmalschutz. Die Pflanzensammlungen gehen auf die Züchtungen der Gärtnerfamilie Seidel zurück, die seit dem 18. Jahrhundert den sächsischen Gartenbau weltbekannt machte. Die zahlreichen Züchtungen erfolgten in der Seidelschen Gärtnerei. (Quelle: Wikipedia.de) Im Rahmen einer Führung können wir die Kamelienblütenschau im Schloss bewundern und bestaunen. Etwa 1000 Blüten in einigen hundert Sorten werden von verschiedenen Orangerien, Botanischen Gärten, Gartenbaubetrieben und privaten Sammlungen präsentiert. Ich kann die schönen Blüten gar nicht beschreiben, aber die Bilder hier und im Album sprechen für sich. Die Blüten halten sich etwa eine Woche und werden dann ausgetauscht. Bis gegen 16.15 Uhr haben wir Zeit, noch durch den Park und die Gewächshäuser zu bummeln oder uns auf die Bänke in den herrlichen Sonnenschein zu setzen. Zurück geht es wieder durch das schöne Müglitztal, vorbei an Schloss Weesenstein mit einem sehenswerten Schlosspark. In Glashütte erzählt uns Frank Vogel viel Interessantes über die berühmten Uhrenmanufakturen, die seit 1845 einen hervorragenden Ruf in der ganzen Welt besitzen. Selbst während der DDR-Zeit gab es eine große Nachfrage nach Glashütter Qualitätsuhren, von denen ein großer Teil exportiert wurde. Auch ein Besuch im Deutschen Uhrenmuseum würde sich sicher lohnen ….“wenn ihr wieder kommt (diesen Satz hören wir in den zwei Tagen sehr oft von Frank Vogel !) Es gibt aber auch soviel zu sehen und zu entdecken. Zum Glück bleiben uns ja noch zwei Tage. 3. Tag - 12. März 2022 Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir über den Erzgebirgskamm nach Tschechien. In Sachsen steigt die Straße langsam an, nach der Grenze fällt das Gebirge steil nach Böhmen ab. Herr Vogel erklärt uns, dass in dieser Region des Osterzgebirges, sowohl in Sachsen, als auch in Tschechien eines der größten Lithiumvorkommen Europas liegt, über 100.000 to. Lithium wird u.a. für die Batterieproduktion für Elektroautos gebraucht, kommt aber auch in den Akkus von Smartphones und Laptops zum Einsatz. Allein mit dem Vorkommen im Erzgebirge könnten über 20 Mio. Elektrofahrzeuge ausgestattet werden. Der Bergbau, insbesondere Zinn und Wolfram, war bis 1990 eine der Haupterwerbsquellen in der Region. Nun könnte der Bergbau neu belebt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Deutschland könnte dadurch auch unabhängiger vom Weltmarkt werden. 2025 soll der Abbau wieder beginnen. Schon bald erreichen wir hinter der Grenze den höchsten Punkt des Kammes und fahren hinab nach Böhmen. Vor uns liegt das Böhmische Mittelgebirge mit dem höchsten Berg, der 836 m hohen Milešovka – auch der Große Donnersberg genannt. Wir fahren durch die alte Bergmannsstadt Krupka und an der Abzweigung nach Teplice vorbei, das zu den berühmten Böhmischen Kaiserbädern gehört. Es ist nicht so bekannt wie Karlsbad, Franzensbad oder Marienbad, wurde aber vom europäischen Hochadel und Künstlern geschätzt. 1812 weilte Beethoven in Teplice zur Kur und traf sich mit Johann Wolfgang von Goethe. Bei Libouchec sehen wir die ersten Sandsteinfelsformationen, die Königswalder Wände. Bald danach überqueren wir wieder die Grenze und fahren an der Elbe flussabwärts nach Bad Schandau , das wir gegen 11 Uhr erreichen. Der Ortskern liegt an den steil aufragenden Sandsteinfelsen des rechten Elbufers und ragt in das enge Tal der Kirnitzsch. 1920 wurde der Stadt der amtliche Titel „Bad“ verliehen, 1936 wurde sie zum „Kneippkurort“ ernannt. Bad Schandau war von den Elbhochwasserereignissen der Jahre 1845, 2002, 2006 und 2013 schwer betroffen. Das können wir an den vielen Hochwassermarken im Ort und in der Kirche ablesen. Wir spazieren durch den Ort zum Marktplatz mit dem „Sendig“-Brunnen, benannt nach dem Hotelier Rudolf Sendig, einem Förderer des Kurbetriebs. Am Ende des Marktplatzes steht die St. Johanniskirche mit einem wertvollen Altar aus der Renaissancezeit, der ursprünglich für die Dresdner Kreuzkirche geschaffen wurde. Nach dem Elbhochwasser 2002, bei dem das Wasser 3,40 m hoch bis knapp unter die Empore stand, wurden die Holzbänke durch Stühle ersetzt, so dass das Mobiliar 2006 und 2013 rechtzeitig entfernt werden konnte. Durch den Kurpark gelangen wir zur Haltestelle der .Kirnitzschtalbahn Die Straßenbahn verkehrt seit 1898 in dem engen Kirnitzschtal zwischen Bad Schandau und dem Lichtenhainer Wasserfall und dient vor allem touristischen Zwecken. Die Fahrt ist ein Erlebnis; die Bahn rumpelt und wackelt gewaltig; zum Glück kommen wir aber ohne Entgleisung unbeschadet an der Endhaltestelle an. Das war wohl nicht immer so, wie man bei Wikipedia lesen kann ! Etwa 20 Minuten dauert die Fahrt und wir gehen das kurze Stück zum Lichtenhainer Wasserfall. Er ist leider – wie ich gelesen habe – seit dem Starkregenereignis am 17. Juli 2021 so schwer beschädigt, dass er praktisch nicht mehr existiert. Aber für ein Bild reicht es trotzdem. Wir werden von unserem Busfahrer auf dem Parkplatz wieder in Empfang genommen und fahren weiter durch den Sächsischen Nationalpark zur Bastei. Unterwegs sehen wir in die tiefen Schluchten des Polenztals. Herr Vogel unterhält uns auf der Fahrt nicht nur mit seinen interessanten Geschichten und Anekdoten, sondern auch mit dem Lied der „Sächsischen Loreley“, das die in Sachsen und darüber hinaus unvergessene Lene Voig t gedichtet hat. Jch weeß nich, mir isses so gomisch Un ärchendwas macht mich verschtimmt. S'is meechlich, das is anadomisch, Wie das ähmd beim Mäuschen oft gimmt. De Älwe, die bläddschert so friedlich, Ä Fischgahn gommt aus dr Tschechei. Drin sitzt 'ne Familche gemiedlich, Nu sinse schon an dr Bastei. Un ohm uffn Bärche, nu gugge, Da gämmt sich ä Freilein ihrn Zobb. Se schtriecheltn glatt hibbsch mit Schbugge, Dann schtäcktsn als Gauz uffn Gobb. Dr Vader da unten im Gahne Glotzt nuff bei das Weib gans entzickt. De Mudder meent draurich: "Ich ahne, Die macht unsern Babbah verrickt." Nu fängt die da ohm uffn Fälsen Zu sing ooch noch an ä Gubbleh. Dr Vader im Gahn dud sich wälsen Vor Lachen un jodelt: ,,Juchheh !" ,,Bis schtille", schreit ängstlich Ottilche. Schon gibbelt gans forchtbar dr Gahn, Un blätzlich versinkt de Familche . . . Nee, Freilein, was hamse gedan!" Quelle: Voigt, Lene: Säk'sche Balladen. Leipzig vor 1936 Die Bastei ist die bekannteste Felsformation der Sächsischen Schweiz. Das Felsriff fällt 194 m tief zur Elbe ab. Von den zahlreichen Aussichtspunkten bieten sich atemberaubende Aussichten an. Im Süden ist links vom Königstein der Pfaffenstein zu erkennen, dahinter die bewaldeten Kammlinien des Erzgebirges; im Südosten sieht man den Großen Winterberg; im Osten ragt das Felslabyrinth der Schrammsteine auf; im Nordosten erhebt sich der Valtenberg aus dem Lausitzer Bergland. Einige steigen zur Basteibrücke hinab. Sie wurde 1851 gebaut, hat eine Länge von 76,50 m und überspannt mit 7 Bögen eine 40 m tiefe Schlucht. Stärken können wir uns im Panaromarestaurant, das vorne auf dem Basteifelsen steht. Durch die großen Panoramafenster bietet sich ebenfalls ein schöner Ausblick in das Elbtal. Um 16 Uhr treten wir die Rückfahrt ins Hotel an. Herr Vogel will uns noch die Festung Königstein zeigen, eine der größten Bergfestungen Europas. Er lässt Heiko bis auf das Plateau unterhalb der Burg fahren. Für eine Besichtigung der Burg reicht leider die Zeit nicht. Vielleicht, wenn wir wiederkommen !! Zurück fahren wir – vorbei an den Orten Cotta A und Cotta B durch das Tal der Weißeritz. Weißeritz ist sorbisch und bedeutet „schnelles, wildes Wasser“. Zusammen mit den Quellflüssen „Weiße Weißeritz“ und „Rote Weißeritz“ ist der Nebenfluß der Elbe 61 km lang. Während des Hochwasser 2002 richtete die Weißeritz an Häusern, Straßen und Bahnanlagen große Schäden an. Zur Vorbeugung späterer Hochwasserschäden wurden anschließend etliche Brücken erneuert und verbreitert, der Flussquerschnitt vergrößert und mit Überschwemmungsflächen ausgestattet. Bei der Talsperre Malter wird seitdem der Stauspiegel um mehrere Meter abgesenkt, um einen größeren Hochwasserschutzraum zu schaffen. Erbaut wurde die Talsperre bereits von 1908 bis 1913. Nach dem Abendessen sitzen wir alle gemeinsam in der Bar und haben viel Spaß miteinander. 4. Tag - 13. März 2022 Schon heißt es wieder Koffer packen. Nach dem Frühstück – am Sonntag mit einem Glas Sekt – ist die Abfahrt für 9.30 Uhr angesetzt. Auf schnellstem Weg geht es zur Autobahn. Wir sind gut gelaunt: Alberto hat für alle einen Piccolo spendiert. Vor Gera haben wir die erste kurze Pause. Das ist gut, denn hinter Gera ist die Autobahn für etliche Kilometer gesperrt und wir müssen einen Umweg über die Bundesstraße nehmen. Ab Erfurt wählt Heiko einen anderen Rückweg. Wir fahren über die A 71 durch den Thüringer Wald und die Rhön. Bei Oberhof durchquert der Rennsteigtunnel den Kamm des Thüringer Waldes. Mit 7.916 m ist der 2003 fertiggestellte zweiröhrige Straßentunnel der längste Tunnel Deutschlands und der viertlängste in Europa. Vorbei an Suhl erreichen wir Meiningen. Unser Busfahrer Heiko wohnt in der Nähe und er bietet uns eine Stadtrundfahrt mit allerlei Sehenswürdigkeiten, über die nicht nur er, sondern auch das Frankfurter Mitglied Isolde / Motsche54 im Bus informiert. Wir erfahren nicht nur allerlei Wissenswertes zu Meiningen, sondern auch zu Suhl und Schmalkalden. Meiningen’s Altstadt besitzt einen denkmalgeschützten Stadtkern aus dem Mittelalter mit einer doppelten Stadtmauer und einem Wassergrabensystem. Der Marktplatz wird von Gründerzeithäusern umrahmt. Dominierend ist die Stadtkirche „Unserer lieben Frauen“. Auch das weltberühmte Meininger Theater hat eine lange, traditionsreiche Geschichte. Bevor wir weiterfahren, legen wir noch eine längere Pause an einer Grillstation ein und genießen in der Sonne die leckere „echte Südthüringer Bratwurst“. Ein Super-Tipp von Heiko, der uns vorab angekündigt hatte. Vorbei an Fladungen, der nördlichsten Stadt Unterfrankens (Bayerns) und Bischofsheim in der Rhön gelangen wir wieder auf die Autobahn. Zügig geht es weiter bis Frankfurt, wo wir gegen 18.30 Uhr die Frankfurter Mitglieder verabschieden. Nachdem wir auch die beiden Mitglieder in Wiesbaden haben aussteigen lassen, fahren wir weiter zum Mainzer Hauptbahnhof und sind kurz vor 20 Uhr am Mühldreieck, wo die letzten den Bus verlassen. Mein Fazit: Wir haben in dieser kurzen Zeit auch dank Herrn Vogel viel erfahren und gesehen; es lohnt sich, auch ein drittes Mal die recht lange Fahrt zu unternehmen. Auch eine Reise ins südliche Thüringen wäre reizvoll. Leider kam im vergangenen Jahr die Adventsreise, die uns auch nach Meiningen geführt hätte, wegen Corona nicht zustande. Vielleicht können wir sie in diesem Jahr nachholen. Mein Dank geht an Alberto für die wieder vorzügliche Planung der Reise und an Frank Vogel für die hervorragende Reiseleitung. Wir hatten noch nie so einen Gästeführer mit einem derart umfangreichen Wissen, gepaart mit viel Witz und Erzählkunst. Ein herzliches Dankeschön auch unserem bewährten Busfahrer Heiko, der uns sicher ans Ziel und wieder nach Hause brachte und in Thüringen auch noch ein toller Gästeführer war. Und nicht zuletzt ein Danke an alle, die mitgefahren sind. Es war schön, wieder mit Euch zu erzählen und zu lachen. Wir freuen uns auf die nächste Reise, die uns bereits Ende April nach Flandern führen wird und bei der viele von Euch wieder mit dabei sind. Einen besonderen Dank sage ich allen Fotografen, die mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben. Was wäre mein Bericht ohne die schönen Aufnahmen, von denen nur einige im Bericht Platz finden konnten.
von Renate 16 Jan., 2022
"Silva nigra" – "Schwarzer Wald" – nannten die Römer das unwegsame Gelände, von dichten Wäldern bedeckt und von wilden Tieren bewohnt, aber spärlich besiedelt.80 % Tannen und Fichten bilden dunkle Wälder und erklären den Namen. Entstanden und gestaltet vor Millionen von Jahren durch Eiszeit, Endmoränen und Gesteinserhebungen ist es mit fast 1500 m das höchste deutsche Mittelgebirge (aus Planet Wissen). Es gäbe noch viel Wissenswertes über die Veränderungen in den letzten Jahrhunderten zu erfahren, aber dazu sind wir nicht hier. Wir wollen den Schwarzwald mit allen Sinnen genießen: die Landschaft fürs Auge, den Duft der Wiesen und Wälder für die Nase, die kulinarischen Spezialitäten für den Geschmack, den Dialekt für die Ohren sowie die Kultur - und nicht zuletzt die Reisegesellschaft - für die Seele. Dazu bestens geeignet erweist sich das dörflich geprägte Oberharmersbach, idyllisch gelegen im weitläufigen Tal des Harmersbaches im mittleren Schwarzwald, im Ortenaukreis. Von hier aus werden wir die sorgfältig von Alberto Grilletta ausgesuchten Glanzlichter dieses Landstrichs erkunden. Meine Freundin Magdalena und ich sind sehr gespannt. Angekommen im Haupthaus der "Bären Hotels" werden wir von Alberto Grilletta mit einem ortsüblichen Selbstgebrannten begrüßt. Er erläutert das wieder hervorragend ausgetüftelte Programm der nächsten Tage. Alle sind davon angetan und werden teilnehmen. Das Hotel ist ein sehr gut geführtes Haus mit einer ausgezeichneten Küche und sehr freundlichem Personal (die von mir übermittelten Probleme werden umgehend gelöst). Ein Biergarten - idyllisch gelegen unterhalb der sehenswerten Kirche – lädt zu geselligen Runden ein. Das Wetter ist zwar herbstlich wechselhaft geprägt: Sonnenbrille vs. Regenschirm, aber einmal gelingt es uns doch dort zu sitzen. Am ersten Ausflugstag fahren wir durch eine offene Landschaft mit Wein- und Obstanbau zu einem der schönsten Orte des Nordschwarzwalds, nach Sassbachwalden. Hier, wo sich die Westflanke des Schwarzwalds vom Rheingraben zum mit über 1100 m höchsten Berg des Nordschwarzwaldes, der Hornisgrinde, erhebt, gedeihen hervorragene Weine, von Sonne und Klima verwöhnt. Zahlreiche Weinstuben in reichverzierten Fachwerkhäusern der Winzer – weithin bekannt ist der "Alde Gott" – laden die Touristen zum Einkehren ein. Vorher sollte man unbedingt die grandiose Aussicht über den Rhein hinweg bis ins Elsass genießen. Unterhalb der Hornisgrinde gelangen wir zum "Mummelsee", einem eiszeitlichen Karsee mit immerhin 18 m Tiefe, dunkel und unergründlich. Der Sage nach sollen dort in der Tiefe Nixen – die Mümmlein – wohnen, nachts emporsteigen und mit Musik die Menschen der umliegenden Dörfer bezaubern. Angeregt von der Legende verfasste Eduard Möricke das Gedicht "Die Geister am Mummelsee". Wahrscheinlicher ist jedoch die Herkunft des Namens von den weißen Seerosen – von den Einheimischen Mummeln genannt -, die früher zahlreich im See wuchsen. Beim jetzigen ph-Wert unter 5 finden sich keine Seerosen und auch keine Fische mehr im See. Dafür sind rund um das "Berghotel Mummelsee" Touristen zu Hauf anzutreffen, die mit Schwarzwälder Kirschtorte, Vesper und Andenken versorgt werden. Auch wir machen Gebrauch davon, bevor es über die Schwarzwald-Hochstraße nach Baden-Baden geht. Baden-Baden: Treffpunkt der Aristokratie und spielsüchtigen Literaten (Dostojewski) bei heißen Quellen und Roulette, in pompösen Hotels und Salons, Kulisse für amouröse und politische Ränkespiele – früher jedenfalls, sehr viel früher. Heute immer noch ein Kurort mit internationalem Flair, Musik-Festspielen und Residenz wohlhabender Pensionäre – ein Ort mit Geschichte und Geschichtchen. Eine wohltuende Idee war, den Durchgangsverkehr in einem Tunnel unter der Stadt hindurch zu führen. So lässt es sich angenehm durch die Straßen und die Parkanlagen flanieren, während wir den Ausführungen der Stadtführererin lauschen. Auf kurvenreicher Bergfahrt gelangen wir vorbei am ehemals nobelsten Hotel Deutschlands, dem "Schlosshotel Bühlerhöhe". An der 1930 erbauten Schwarzwald-Hochstraße gelegen, steht es seit über zehn Jahren leer und wird mit Müh' und Not und großem Investitionsstau am Leben gehalten – Ausgang ungewiss. Die Schwarzwald-Hochstraße dagegen ist eine lebendige Verkehrsader, die von der A 3 kommend für 60 km über Baden-Baden bis in die Nähe von Freudenstadt mit zahlreichen Aussichtspunkten zu touristischen sowie wintersportlichen Zielen führt. Wir streben dem schönsten Ort im Kinzigtal, der ehemals Freien Reichsstadt Gengenbach, entgegen. Viele schöne Fachwerkbauten und malerische Winkel bestimmen das Stadtbild, von der Engelgasse bis hin zum Marktplatz mit dem beachtenswerten Rathaus, dem Giebelhaus Pfaff und dem Haus Löwenberg mit dem Städtischen Museum. Das Rathaus verwandelt im Dezember seine künstlerisch dekorierten Fenster in einen Adventskalender der ganz besonderen Art. Einen Besuch wert ist auch die ehemalige Benediktinerabtei, sie dient heute der Universität Offenburg als Fachhochschule. Die bevorstehende Bundestagswahl wirft ihre Schatten an die Straßenränder, denn wir sehen unzählige Plakate mit dem Konterfei von Wolfgang Schäuble, dessen Wahlkreis und Heimat hier ist. Nach wenigen Kilometern schließt sich der Kreis der heutigen Tagesfahrt im Hotel in Oberharmersbach beim wieder vorzüglichen Abendessen und einem Absacker in der benachbarten Bierstube. Der zweite Tagesausflug führt uns zunächst durch das benachbarte Zell am Harmersbach. Fachwerkhäuser schmücken jeden Ort, auch den Wintersportort Schonach, deren große Schanze bereits von weitem zu sehen ist. Im tief eingekerbten Tal der Gutach liegt Triberg, bekannt durch den höchsten Wasserfall Deutschlands. Die Gutach stürzt über sieben Kaskaden – insgesamt 162 m hoch – zu Tal, sehr beeindruckend. Über St. Märgen – gelegen auf einer aussichtsreichen Hochfläche - gelangen wir nach Furtwangen. Dieses Uhrmacherstädtchen beherbergt eine Fachhochschule für Feinwerk- und Elektrotechnik. Wir jedoch besuchen das Deutsche Uhrenmuseum und staunen über technische Wunderwerke der Uhrenherstellung, einschließlich der zahlreichen und sehr unterschiedlichen Kuckucksuhren. Vor dem Haus haben sich bereits viele Touristen den aussichtsreichsten Platz gesichert und bestaunen schon mal die Ausmaße der größten Kuckucksuhr der Welt (um diesen Titel streiten drei Standorte mit jeweils anderen Kriterien). Diese hier hat jedenfalls die gigantischen Maße von 4,50m x 4,50m, mit einem Gesamtgewicht von 6 t, allein der Kuckuck wiegt 150 kg, und jedes Teil ist einzeln angefertigt. Alles funktioniert, präzise wie das sprichwörtliche Uhrwerk, und pünktlich zur festgesetzten Zeit kommt der Kuckuck aus seinem Türchen und ruft die Stundenzahl – die Touristen zählen eifrig mit. - Im Inneren des Hauses kann man dem Räderwerk mit seinen riesigen Zahnrädern bei seiner Arbeit zusehen. Es ist nicht weit bis zum Titisee, der ebenso wie der Mummelsee als Karsee in der Eiszeit entstanden, heute ein vielbesuchter Touristen-Anziehungspunkt ist. Die Infrastruktur ist entsprechend ausgerichtet. Ruhe und Naturerlebnisse lassen sich jedoch durchaus finden. Wir sind jetzt im Hochschwarzwald mit bekannten Wintersportorten wie Hinterzarten, der Heimat der Langlauflegende Jochen Behle. Der Große Feldberg/Schwarzwald mit fast 1500 m ist in der Nähe. Wir wenden uns wieder gen Norden zum Luftkurort St. Peter und besuchen die barocke Klosterkirche mit ihren sehenswerten Fresken und der nicht minder berühmten Bibliothek im Rokokostil. Heute ist dort das Geistliche Zentrum des Erzbistums Freiburg beherbert. Zum Abschluss wird uns ein sehr profanes Schmankerl geboten: wir fahren durch das Glottertal und sehen, wo die Aufnahmen für die "Schwarzwald-Klinik" entstanden. Ach ja, seufzt es in manchen Busreihen. Das Abendessen ist wieder hervorragend und auch der Absacker gelingt. Es heißt jedoch Abschied nehmen. Ein Wiederkommen wird dringend empfohlen, denn der Schwarzwald hat noch sehr viel mehr an Natur, malerischen Städtchen, einzigartigen Bauten mit großer Geschichte und last, but noch least, herausragender Gastronomie mit Sternen zu bieten. Diese Fahrt hat Appetit gemacht. Unser Lob gilt Alberto Grilletta für die gute Auswahl der Ziele und Organisation, sowie dem Bus-Unternehmen und dem Hotel-Betrieb für die gute Betreuung. Renate, im September 2021
Hamburg, Lübeck, Sylt
von Renate 08 Juli, 2021
Erleben Sie Deutschlands schönste Küsten abseits vom Sommertrubel. Genießen Sie traumhaft schöne Landschaften an Nord- und Ostsee.
Weserbergland
von Rosemarie 09 Nov., 2020
Zauberhaftes Weserbergland Reisen in Corona-Zeiten ist anstrengend – aber machbar. Wir haben es vom 23. - 26. Oktober 2020 gewagt und ein paar unbeschwerte Tage im Weserbergland verbracht. Nachdem seit November und vielleicht noch länger das Reisen und vieles andere verboten ist, freuen wir uns um so mehr darüber. Wer weiß, wann wir uns wieder treffen und verreisen dürfen. Wichtiger als jedes Treffen und jede Reise ist es jedoch, gesund und vom Virus und jeglichen anderen Krankheiten verschont zu bleiben. Alberto von Trendreisen24 hatte für uns wieder ein tolles Programm erstellt und das schöne 4-Sterne Best Western Hotel Ostertor in Bad Salzuflen ausgesucht. Einigen war das Weserbergland nicht unbekannt, aber für jeden von uns war mindestens ein Ziel dabei, das noch nicht bekannt war….oder auch mehrere. Am 23. Oktober fahren wir um 7 Uhr morgens von Mainz aus los. Mit unserem bewährten Busfahrer Heiko, haben wir nach zwei Pausen, um 13 Uhr unser Hotel erreicht. Alberto hatte bereits die Zimmerschlüssel geholt und gab sie uns im Bus, so dass wir sofort mit einem der beiden Fahrstühle in das 2. OG fahren können, wo wir alle unsere komfortabel ausgestatteten Zimmer mit großem Bad und begehbarer Dusche beziehen können. Leider ist uns Petrus nicht hold. Es hat schon während der Fahrt teilweise stark geregnet und auch am Nachmittag kommt der Regenschirm zum Einsatz. Um 14 Uhr fahren wir nach Hameln, wo uns die Gästeführerin Doris, die uns an allen drei Tagen begleitet, erwartet. Mit vielen Anekdötchen und Geschichten führt sie uns 1 ½ Stunde lang durch die Altstadt. Wie einst dem Rattenfänger, so folgen wir ihr auf der Rattenspur (mehr als dreihundert in Bronze gegossene Rattensymbole) vorbei am Rattenfängerhaus und anderen geschichtsträchtigen Gebäuden. Hameln wurde im 9. Jh. erstmals erwähnt und erhielt im 13. Jh. Stadtrecht. Die Stadt war ab 1426 Mitglied der Hanse. Der Ort ist im Zweiten Weltkrieg fast unzerstört geblieben und zeigt deshalb eine Fülle historischer Gebäude. In der Osterstraße stehen zahlreiche Bauten der Weserrenaissance. Fast in jedem Ort in dieser Gegend gibt es eine Osterstraße oder ein Ostertor – vielleicht leitet es sich von dem Wort „Osten = orientalis“ ab. Doris erzählt uns von der Weserrenaissance folgendes: Nach der Reformation setzt sich in der Region der Baustil der Renaissance durch. Zu den unverwechselbaren Elementen der Weserrenaissance gehören der Giebel mit geschwungenen Konturen, die Fächerrosette und die „Utlucht“ (Auslug), ein ebenerdiger, erkerartiger Vorbau. Das Rattenfängerhaus wurde 1602 für einen Hamelner Ratsherren errichtet. Seit 1917 befindet es sich im Besitz der Stadt Hameln. Heute wird dort ein Restaurant betrieben. Das Rattenfängerhaus trägt seit 1900 seinen Namen aufgrund der seitlichen Inschrift, die vom Auszug der Hamelner Kinder im Gefolge des Rattenfängers am 26. Juni 1284 handelt. Der Rattenfängerbrunnen wurde 2001 errichtet. Rattenfängerfiguren und ein Glockenspiel finden sich am Hochzeitshaus. Täglich dreimal dreht der Rattenfänger hier seine Runden. Die Glocken spielen das Rattenfängerlied und das Weserlied. Das Hochzeitshaus ist ein Sandsteinbau und wurde als letztes Gebäude kurz vor Beginn des 30jährigen Kriegs im Weserrenaissance-Stil als Fest- und Feierhaus für die Bürgerschaft errichtet. Der Name Hochzeit (eigentlich: Hoch-Zeit) leitet sich aus „hohe Zeit“ ab, der Zeit des Jahres, in der Feste aller Art gefeiert wurden. Seit den 1950er Jahren ist dort das Standesamt der Stadt Hameln untergebracht. Neben dem Hochzeitshaus steht die Marktkirche St. Nicolai, dessen ältester Teil aus dem 12. Jh. stammt. Eine prachtvolle Fassade der Weserrenaissance ziert das Leisthaus. Es zählt zu den bekanntesten Häusern der Hamelner Altstadt. Zusammen mit dem benachbarten Stiftsherrenhaus beherbergt es das Museum Hameln. Die ausgebaute Utlucht (ein Standerker, im Rheinhessischen würde man „Ausguck“ sagen) wird von einer Figur der Lucretia bekrönt. Das Stiftsherrenhaus wurde 1558 fertiggestellt. Benannt wurde das Gebäude nach seiner bildreichen Fassade. Sie zeigt einen reichen Bilderschmuck mit biblischen Motiven, aber auch antiken Planetengöttern. Die Frontsteine der vorgelagerte Plattform im Eingangsbereich stellen Lucretia („Tugendhaftigkeit“) und Ecclesia („Kirche“) dar. Eine Besonderheit des Stiftsherrenhauses besteht darin, dass es traufseitig zur Straße ausgerichtet ist. Im Erdgeschoss befindet sich seit 1975 das Museumscafé. Das Bürgerhus, ein Eckhaus, wurde 1560 gebaut. Ehemals war es ein Brauhaus, heute gehört es der Stadt Hameln. Es hat zwei Utluchten; eine bauhistorische Besonderheit ist die Eckutlucht. Das Haus ist mit Rosettenmotiven verziert. Die Fenster im zweiten Obergeschoss weissen sog. Vorhangbögen auf. Die Führung endet am Münster St. Bonifatius, eine ehemalige Kloster- und Stiftskirche. Der älteste Teil, die Krypta, reicht bis in das Jahr 812 zurück. Am Münster verabschieden wir uns von Doris Müller bis zum nächsten Tag. Einige gehen noch in die Kirche, eine kleine Gruppe ins Café und die anderen bummeln langsam zum Bus, der uns zurück ins Hotel bringt. Um 18.30 Uhr erwarten uns im Lokal „Hofbräu“, das dem Hotel angegliedert ist, bayerische Spezialitäten. Wir hatten am Morgen im Bus schon unter den drei angegebenen Hauptgerichten wählen können. Dazu gab es eine Vor- und eine Nachspeise. Leider ist das Restaurant am Freitag und Samstagabend rappelvoll – in Corona-Zeiten hätte man auf das Oktoberfest, das an dem Wochenende stattfindet, verzichten müssen. Wir sitzen zwar von den anderen Gästen etwas getrennt, aber alle Tische und die Bar sind besetzt – von Abstand ist dort nichts zu bemerken. Deshalb verzichten die meisten von uns auch auf den Absacker nach dem Essen und suchen relativ zügig die Zimmer auf. Wir sind aber auch müde vom langen Tag und auch am zweiten Tag erwartet uns ein volles Programm. Am Samstag kann der Regenschirm zum Glück im Bus bleiben .... am Mittag scheint sogar die Sonne. Nach dem Frühstück, das wir im großen Frühstücksraum einnehmen – um halb acht sind wir fast die einzigen Gäste – starten wir um 9 Uhr zur Fahrt ins Weserbergland. Vorbei an Vlotho ist unser erstes Ziel die Porta Westfalica und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der Ort unterhalb des Denkmals hat schon bessere Zeiten erlebt. An der Porta Westfalica endet das Weserbergland, und die norddeutsche Tiefebene beginnt. Wir fahren über den Kaiserweg zum Parkplatz und laufen die letzten Meter durch den Wald zum Denkmal. Das Monument aus Porta-Sandstein wurde 1896 fertiggestellt. Seine Höhe beträgt 88 m. Nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ist es damit das zweithöchste Nationaldenkmal in Deutschland. Bilderhauer für die Bronzefigur Wilhelm I. war Caspar von Zumbusch. Das Denkmal wurde von dem Berliner Architekten Bruno Schmitz gebaut, der auch das Kyffhäuserdenkmal, das Denkmal am Deutschen Eck und das Leipziger Völkerschlachtdenkmal gestaltet hat. Vier Jahre dauerte der Bau. Am 18. Oktober 1896 wurde das Denkmal im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria mit einer Feier eingeweiht, an der zwischen 15.000 und 20.000 Menschen teilnahmen. Von der Plattform unterhalb des Denkmals bietet sich uns eine weite Aussicht auf die Stadt Porta Westfalica, in das Norddeutsche Tiefland und zum Wesergebirge. Mit dem Lift fahren wir zum Besucherzentrum mit angeschlossenem Panoramarestaurant, das erst 2018 in der umgestalteten Ringterrasse entstanden ist. Hier wird medial die Geschichte des Denkmals und die der Porta Westfalica sehr interessant erzählt. Wir schauen uns im Besucherzentrum kurz einen Film an und spazieren zurück zum Bus. Die Weiterfahrt ist für 10.30 Uhr angesetzt. Die Fahrt geht ins Schaumburger Land nach Bückeburg. Einst wurde hier im kleinen Zwergstaat große Politik gemacht. Die Schaumburger Adelsfamilie, deren Stammbaum bis ins Jahr 1110 zurückzuverfolgen ist, gründete zahlreiche Städte, wie Lübeck, Kiel und Hamburg. Eine der Linien ist das von 1609 – 1918 existierende Fürstentum Schaumburg-Lippe mit den Stadtgründungen Bückeburg, Rinteln, Stadthagen, Hessisch Oldendorf. Mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1918 verzichtete der letzte Fürst Adolf II. auf den Thron. Die Schaumburger behielten aber ihre Besitztümer, nunmehr als Privatpersonen. Seit 2003 ist Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe Chef des Hauses. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Schaumburg-Lippe seine Eigenständigkeit und gehört seitdem zu dem neu gegründeten Land Niedersachsen. Wir gehen vom Busparkplatz wenige Meter zum Schloß. Die Führung beginnt erst um 12 Uhr. Bis dahin haben wir noch Zeit, uns den Marstall anzuschauen. In der Fürstlichen Hofreitschule mit den 400 Jahre alten Stallungen leben Hengste barocker Rassen, wie Berber, Lippizaner, Andalusier u.a. Anschließend nehmen wir an der Führung durch das Schloss teil. Die Geschichte des Schlosses begann bereits vor mehr als 700 Jahren. Um 1304 ließ Graf Adolf VI. von Schauenburg (später Schaumburg) und Holstein-Pinneberg eine Wasserburg erbauen. Gut 200 Jahre später hatte sie sich zu einer mit Wällen und Gräben befestigten Anlage entwickelt. Um 1550 gestaltete Graf Otto IV. den Komplex um: Aus der Burg wurde ein Schloss im damals beliebten Stil der Weserrenaissance. Die Führung beginnt in der reich ausgeschmückten Schlosskapelle. Sie ist Teil des historischen Schlossgebäudes und fand im Jahr 1396 erstmals urkundliche Erwähnung. Die evangelisch-reformierte Gemeinde feiert dort ihre Gottesdienste. Die Wandflächen sind vollständig mit biblischen Szenen und mit Ornamentwerk ausgemalt, darunter ein Passionszyklus in den Fensternischen. Der Altar ist ein von zwei Engeln getragener Tisch. Zentral hinter ihm, über einer mit korinthischen Säulen gegliederten Nischenreihe, befindet sich, ihrer reformatorischen Bedeutung entsprechend, die breite, aus Holz geschnitzte und vergoldete Kanzel mit den Reliefs Verkündigung an Maria, Anbetung des Jesuskindes und Kreuzigung Christi. An der gegenüberliegenden Wand ist die ebenfalls reich geschnitzte und vergoldete Fürstenloge, unter ihr ein großformatiges Gemälde Das Jüngste Gericht. Vor den Altarstufen sind unter dem Fußboden die Herzen einiger Angehöriger des Fürstenhauses bestattet; die Körper ruhen im Mausoleum Stadthagen bzw. im Mausoleum Bückeburg. (Quelle: Wikipedia.de) Im Mittelpunkt der Führung steht der Festsaal und der Goldene Saal in Rot und Gold, mit Intarsienschmuck und der „Götterpforte“ als Höhepunkt. Da wir im Schloss nicht fotografieren dürfen, empfehle ich die Webseite für Bilder und weitere Informationen – klicke hier Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe gewährte dem NDR einen Blick in die Privatgemächer. Den 5-Minuten Film gibt es bis Ende Januar 2021 hier zu sehen Nach der Führung haben wir eine bzw. zwei Stunden Zeit für eine Mittagsrast in Bückeburg. Wir schlendern die Lange Straße entlang. Einige kehren in einem Café ein, andere im historischen Restaurant „Zur Falle“, in dem bereits Heinrich Heine und Hermann Löns gerne eingekehrt sind. Diejenigen, die mit der Gästeführerin durch den Park zum Mausoleum gehen wollen, treffen sich um 14 Uhr vor dem Schloß. Das Mausoleum wurde 1911 – 1915 in der Regierungszeit von Fürst Adolf im neoromanischen Stil errichtet. Es ist das größte Mausoleum dieser Art in Europa mit einer riesigen Goldmosaikkuppel. Die Baukosten betrugen über eine Million Goldmark. 18 Familienmitglieder des Hauses Schaumburg-Lippe, Prinzen und Prinzessinnen wurden seither in der Gruft beigesetzt, weitere 8 im Urnenfriedhof außerhalb des Mausoleums. Wir fahren weiter nach Rinteln. Um 1230 wurde der Ort durch die Schaumburger Grafen gegründet. Von 1619 – 1810 war Rinteln Universitätsstadt. St. Jakobi war zuerst Kirche eines Benediktinernonnenklosters; die Abteigebäude dienten später der Universität. Die Altstadt beherbergt zahlreiche Fachwerkbauten und einige Adels- und Burgmannenhöfe aus dem 16./17. Jh. Am Markt steht das im Stil der Weserrenaissance erbaute Alte Rathaus, daneben St. Nikolai aus dem 13./14. Jh. Wir gehen ein Stück durch den Park, der ein Teil der 1807 geschleiften Festungsanlagen ist. Die Sonne ist uns an diesem Nachmittag hold; der Park leuchtet golden. Winterzeit am Sonntag. Wir können eine Stunde länger schlafen. Um 9 Uhr fahren wir ein Stück auf der Märchenstraße, die Deutschland auf 600 km von Bremen nach Hanau durchquert. Die Brüder Grimm sammelten viele ihrer Märchen an Weser, Werra und Fulda, u.a. in Hann. München (Dr. Eisenbart), Sababurg (Dornröschen), Trendelburg (Rapunzel), Höxter (Hänsel und Gretel), Wahlsburg (Das tapfere Schneiderlein), Polle (Aschenputtel), Bodenwerder (Münchhausen). Unterwegs erklärt unsere Gästeführerin Doris Müller den Unterschied zwischen Lipper und Niedersachsen. Während im Lipperland Fürsten und Industrie den Ton angaben, sind es in Niedersachen, das schon immer Agrarland war, die freien Bauern. Unser erstes Ziel an diesem Tag ist Bad Pyrmont. Im 18. und 19. Jh. weilten hier Persönlichkeiten und die Schönen. Wer etwas auf sich hielt, kurte in Pyrmont. Goethe und Königin Luise von Preußen, deren Denkmal in der Wandelhalle steht, stiegen im fürstlichen Badelogierhaus ab, heute Hotel „Fürstenhof“. Das niedersächsische Staatsbad besitzt einen der größten Kurparks Europas mit barocken Alleen, Palmengarten und Bergkurpark, zu dem man Eintritt zahlen muß. Wir fahren zur Festung Pyrmont mit dem Barockschloss aus dem 16 Jh. Die Wallanlagen sind von einem breiten Wassergraben umgeben. Der Zugang erfolgt über eine Brücke durch einen langen unterirdischen Gang in den von Bastionen umgebenen Innenhof. Ein Rundweg führt auf den Wällen der Anlage entlang, den wir bei Sonnenschein sehr genießen. Immer wieder bleiben wir stehen und werfen einen Blick auf Kurpark und Palmengarten. Das Schloss dient heute als Stadtmuseum. Anschließend fahren wir zum Schloss Hämelschenburg, das nicht nur in einer zauberhaften Landschaft liegt, sondern sich auch selbst wie ein verwunschenes Schloss aus alter Zeit präsentiert. Unsere kompetente Gästeführerin Doris Müller führt uns selbst durch das Schloss mit wertvollen alten Möbeln, Gemälden, Kachelöfen, Porzellan, Glas- und Waffensammlung. Durch den Garten erreichen wir wieder unseren Bus und fahren zur Mittagspause nach Bodenwerder, der „Münchhausenstadt“. Die Stadt wurde um 1200 auf einer Weserinsel angelegt. Bekanntester Sohn der Stadt war der 1720 in Bodenwerder geborene und 1797 dort gestorbene Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen. Bekannt wurde er als "Lügenbaron". Doch bevor wir mehr von ihm erfahren, stärken wir uns bei einer Mittagspause im Café, nahe des Münchhausen-Brunnens. Mittlerweile hat es auch angefangen zu regnen. Eine Stunde später treffen wir wieder unsere Gästeführerin Doris Müller, die uns am Brunnen einige der sagenhaften Geschichten des Hieronymus von Münchhausen zu Gehör bringt. Der junge Mann nahm als Rittmeister an Feldzügen des Zarenreichs gegen die Türken teil und lernte dadurch einen Kulturkreis kennen, der in der „alten Welt“ exotisch und geheimnisvoll erschien. Er war ein begnadeter Geschichten-Erzähler, mit denen er seine Zuhörer fesseln konnte. Seine Geschichten wurden anonym gedruckt und erlangten so Bekanntheit. Münchhausen war darüber nicht erfreut, tat jedoch nichts, um die Verbreitung zu verhindern. Ein „Lügenbaron“ war er jedoch nicht, eher ein fantasievoller Erzähler. rafen, ohne die mein Bericht nur halb so schön wäre! Die wohl bekannte ist diese: „Münchhausen reitet auf einer Kanonenkugel über eine belagerte Stadt, inspiziert die feindlichen Stellungen und steigt kurzerhand auf eine in die Gegenrichtung fliegende Kugel um“ ….. oder auch: „Münchhausen bindet sein Pferd in einer Winternacht an einen – wie er glaubt – Pfahl an, der aber in Wirklichkeit die Spitze des Wetterhahns eines Kirchturms ist. Nach einer Schneeschmelze baumelt das Pferd am Kirchturm. Da schießt Münchhausen mit seiner Pistole den Halfterriemen durch, so dass das Pferd herunterfällt und er seine Reise fortsetzen kann.“ Bodenwerder ist – vor allem bei Sonnenschein – eine hübsche kleine Stadt mit einer schönen Einkaufsstraße. Sehenswert sind die schönen Fachwerkhäuser, die Kirche St. Nicolai, und das Geburts- und Sterbehaus des Barons Münchhausen, in dem heute das Rathaus und das Münchhausenmuseum untergebracht ist. Hier entsteht auch das Gruppenfoto, das leider durch Regen, Schirme und Masken "getrübt" ist. Über eine Anhöhe mit schönen Ausblicken ins Wesertal fahren wir vorbei an Burg Polle (Polle ist für das Märchen Aschenputtel bekannt) zu Schloss Corvey. Corvey war ein bedeutendes karolingisches Kloster, das um 822 von Benediktinern gegründet wurde. Es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes, und zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor. Die Abtei entwickelte sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum im Gebiet der Sachsen. Nach einer Phase der Krise wurde Corvey im 11. Jahrhundert zu einem Reformkloster. 1803 wurde es säkularisiert, die Abtei und das Bistum aufgelöst und dem Bistum Paderborn eingegliedert. Die Kirche bleibt weiterhin Pfarrkirche für die Kirchengemeinde Corvey. 2014 wird das karolingische Westwerk der Abteikirche und die Ruinen der 1265 zerstörten Civitas Corvey durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die 844 geweihte karolingische Kirche wurde 1665 abgebrochen und durch ein barockes Langhaus ersetzt. Erhalten blieb lediglich das Westwerk mit Säulen und Kapitellen in der Vorhalle. Leider können wir von der Barockgotik nicht viel sehen; das Innere ist fast vollständig derzeit eine Baustelle, so dass wir uns nicht lange dort aufhalten und durch die kleine Kapelle zum Friedhof gehen. Er dient bis heute der kleinen Gemeinde als Begräbnisstätte. Hier befindet sich das Grab des Dichters Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem Dichter des Deutschlandliedes und seiner Frau Ida Hoffmann. Hoffmann von Fallersleben war von 1860 bis zu seinem Tod Bibliothekar in Corvey. Wir hören andächtig zu, als unsere Gästeführerin Doris Müller das Gedicht „Wie könnt’ ich dein vergessen“ rezitiert. Wie könnt' ich dein vergessen! Ich weiß, was du mir bist, Wenn auch die Welt ihr Liebstes Und Bestes bald vergißt. Ich sing' es hell und ruf' es laut: Mein Vaterland ist meine Braut! Wie könnt' ich dein vergessen! Ich weiß, was du mir bist. Über Höxter fahren wir zurück ins Hotel. Zum Abschied schenkt uns Frau Müller noch das Originalrezept vom Lippischen Pickert, das dem Lemgoer Nicolaikantor Jobst Hermann Koch zugeschrieben wird. Mit einem Gedicht von Mascha Kaleko verabschiedet sich Doris Müller von uns. Aber wer weiß, vielleicht sehen wir sie wieder, denn wir konnten nur einen kleinen Teil dieser schönen Gegend kennenlernen. Viel gäbe es noch zu entdecken: Den Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal und den Externsteinen, Schloss Brake bei Lemgo oder Schloss Neuhaus bei Paderborn, die Fachwerkstadt Schwalenberg, und - und - und. Ein Wiederkommen lohnt sich, dann aber im Sommer und in Nach-Corona-Zeiten. Ein herzliches Dankeschön an Alberto für die gute Betreuung, an Heiko, unseren zuverlässigen Busfahrer, an Frau Müller für die kompetente Begleitung, an alle, die mitgefahren sind und an die Fotog
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